Was machen puzzleaffine Menschen, wenn die Weltmeisterschaft bereits vorüber ist und die vereinseigene Veranstaltung in Leonberg erst in zwei Wochen stattfinden wird?
An dem Wochenende dazwischen fahren sie in die benachbarte Schweiz und nehmen an der dortigen Meisterschaft teil.
Insgesamt haben drei Gruppen aus Deutschland diese Idee umgesetzt.
Die Veranstaltung fand im Nordosten der Schweiz, in der Nähe von
Sankt Gallen statt. Somit hatten die Teams, welche aus München, aus dem Großraum Stuttgart und aus dem Süden von Baden-Württemberg stammen, eine erträgliche Anfahrtstrecke.
Ziel war das kleine Städtchen Altstätten, in welchem die erste Schweizer Puzzlemeisterschaft durchgeführt wurde. Insgesamt wurden mit den Kategorien Einzel, Paar und Team drei Wettbewerbsarten durchgeführt. Da in allen Kategorien jeweils Vorqualifikationen und ein abschließendes Finale durchgeführt wurde, erstreckte sich die Gesamtveranstaltung über drei Tage. Es waren aber drei Tage voller Puzzlespaß mit viel Unterhaltung und Kurzweile.
Die Veranstaltung wurde von dem jungen, engagierten Schweizer Marco Pfranger ins Leben gerufen. Es ist bewundernswert wie er alleine die gesamte Organisation bewältigte. Nur mit minimalistischem Personalaufwand, verbunden mit Fleiß und Organisationstalent, gelang es ihm, diese Premierenveranstaltung reibungslos durchzuführen.
Für die Wettbewerbe wurden hier Puzzle des deutschen Herstellers SCHMIDT verwendet, welche die Teilnehmer behalten durften.
Die ausgelobten Preise waren sehr attraktiv. So erhielt jeder Gewinner bis einschließlich Platz 10 ( ! ) ein 1000er Puzzle von Cherry Pazzi. Die Plätze 1 – 3 erhielten zusätzlich eine schöne Summe Bargeld und dazu noch eine Medaille.
Es wurde aber auch eine Besonderheit geboten, über welche die Teilnehmer geteilter Meinung waren: die einzelnen Wettbewerbe – Qualifikationen und Finale – fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt!
In einem geschlossenen Saal waren Tische und jeweils entsprechende Puzzle aufgebaut. Während der Wettbewerbe durften sich nur die Protagonisten, die Zeitnehmer und Herr Pfranger im Raum aufhalten. Es waren keine Zuschauer, keine Betreuer, ja nicht mal Fotografen zugelassen.
(Dies ist auch der Grund, weshalb ich so wenig Bilder zeigen kann. Von der Türe aus konnte ich ein paar wenige Schnappschüsse machen.)
Manche Teilnehmer empfanden die Stille als angenehm und konzentrationsfördernd, andere äußerten sich kritisch und verglichen die ungewöhnliche Situation mit einer Klassenarbeitsprüfung aus ihrer Schulzeit.
Kurze Zeit vor der Veranstaltung erhielt unser Team noch eine Schreckensnachricht. Eine der Damen sagte ihre Teilnahme ab! Was für eine unangenehme, ärgerliche Überraschung! Warum so kurzfristig?
Was konnten wir tun? WhatsApp-Gruppen wurden bemüht, Telefonleitungen liefen heiß, aber leider gelang es uns nicht, so kurzfristig Ersatz zu finden.
Zum Glück hatte der Veranstalter auf seiner Homepage eine Teilnehmer-Börse installiert, in der mehrere Personen noch einen Platz in einem Team suchten.
Es stellt sich für uns die Frage, nach welchen Kriterien wählen wir unter den Bewerbern aus? Wegen der örtlichen Nähe entschieden wir uns für eine Kandidatin, welche im Veranstaltungsort Altstätten wohnhaft ist und nahmen Kontakt auf. Tatsächlich hatten wir Glück und konnten uns schnell auf eine gemeinsame Teilnahme in den Disziplinen Paar und Team einigen. Für die Einzel-Disziplin hatte sie bereits selbst eine Nennung abgegeben. Sie berichtete uns, dass sie bisher nur mit ihrer Mutter puzzle und noch nie auf Zeit gepuzzelt habe. War sie die richtige Wahl?
Die Dame heißt übrigens Caro und sie besitzt einen Hund. Doch dazu später mehr!
Zu ihrer Vorrunde musste Caro alleine antreten. Alle anderen Teammitglieder warteten gespannt vor der verschlossenen Türe des Wettbewerb-Saales. Dann, nach 48 Minuten öffnete sich die Türe und als Erste heraus kam unsere Caro!
Sie hatte tatsächlich als erste ihr Puzzle beendet. Was war das für eine Überraschung – sie hat vorher noch nie Speedpuzzling gemacht und nun gewinnt sie die Vorrunde. Haben wir hier einen ungeschliffenen Rohdiamanten entdeckt?
Auf unsere Frage, wie sie das gemacht habe, antwortete sie in ihrem schwitzerdütschen Dialekt: „Ich musste mich halt beeilen, denn ich muss mit dem Hund raus – der muss Gassi gehen.“ Wir kamen aus dem Staunen fast nicht mehr heraus. (Seither denke ich darüber nach, ob ich meiner Frau Birgit einen kleinen Hund schenke.)
Für unser Team verliefen die Wettbewerbe erfolgreich. Alle Mitglieder erreichten in allen Kategorien die Finale.
Der Höhepunkt des Wochenendes war das Finale des Team-Wettbewerbes. Die vier – auch unser Gast Caro – harmonierten so gut zusammen, dass sie den zweiten Platz gewinnen konnten. Den zweiten Platz!
Nur ganz knapp geschlagen von dem Team von Patrick Inniger.
Der Patrick Inniger ist ja in der Schweiz eine Berühmtheit. Er ist der derzeit schnellste Puzzler der Schweiz. Durch seine Influencer-Tätigkeiten erlangte er den hohen Bekanntheitsgrad.
Für uns alle war dies unsere erste Veranstaltung in der Schweiz. Die befürchteten Sprachschwierigkeiten traten nicht ein. Vermutlich durch die Nähe zur deutsch/schweizerischen Grenze konnten sich alle in Hochdeutsch verständigen.
Die Veranstaltung war perfekt organisiert, es standen schöne Puzzle zur Verfügung und wir erhielten tolle Preise.
Zwischenmenschlich haben wir neue Freundschaften geschlossen. Hier möchte ich insbesondere das Team „Die 4 Puzzletiere“ erwähnen.
Auf der Schweizer Seite natürlich unsere Unterstützerin Caro zusammen mit ihrem Hund. Sowie den Patrick Inniger mit seinem Team, die stets gute Laune verbreiteten.
Ich hoffe, wir werden uns alle bald mal wiedersehen. Vielleicht schon im Februar 2025 bei der 1. Deutschen Meisterschaft in Leonberg?